Abtransport der Standseilbahn 2014 nach Dessau
Die Wagen der Standseilbahn müssen zum TÜV. Dafür werden sie nach Dessau gefahren. Die Verladung ist ein Kraftakt.
Diese Schicht beginnt sehr früh. Schon 1:15 Uhr ist Carsten Lauterbach am Sonnabend zur Standseilbahn gekommen. Doch auf den stellvertretenden Chef der Dresdner Bergbahnen warten keine Fahrgäste. Nachtfahrten gibt es ebenfalls nicht. Und selbst wenn heute eine Ausnahme wäre, könnten die Bahnen nicht zum Weißen Hirsch fahren. Die beiden wagen der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) müssen zum TÜV und in die Werkstatt. "Frischekur" nennt das Carsten Lauterbach. "Immerhin haben die beiden Wagen eine Strecke fünfeinhalbmal um den Erdball hinter sich." Seit 1994 geht es täglich 547 Meter den Berg hoch und wieder runter. Tag für Tag. Tausende Male hintereinander. Mit acht Millionen Fahrgästen an Bord.
Doch bevor die Frischekur starten kann, haben die Techniker einen Kraftakt vor sich. Einen Kraftakt mit Millimeterarbeit. Per LKW sollen die Bahnen von dresden in das Fahrzeugwerk Dessau gefahren werden. Der Transporter steht seit Mitternacht in der engen Zufahrt am Körnerplatz. Nur links bleibt eine schmale Gasse als Zugang auf das Standseilbahngelände. Mit viel Mühe haben Bahnarbeiter und Kraftfahrer das Gefährt in die Einfahrt dirigiert. Die Ladefläche endet nun an einer großen Rampe, eine Art Verlängerung der Gleise. Die wurden bereits in der vergangenen Woche gebaut. Darüber sollen die Bahnen nun auf die Ladefläche rollen.
Doch so einfach, wie es klingt, ist es nicht. Um die sensible Brems- und Fahrtechnik nicht zu beschädigen, muss der Übergang von der Rampe auf die gleisähnlichen Stangen auf der Ladefläche genau stimmen. Inzwischen ist es 7 Uhr. So lange mussten die Arbeiter warten. Schließlich sollen die Loschwitzer nicht mitten in der Nacht gestört werden. Denn jetzt wird es laut. Der LKW-Motor heult auf. Das Fahrzeug ruckt nach vorn. Kraftfahrer Karl-Heinz Schwark dirigiert seinen Kollegen in der Fahrerkabine. "Komm, zurück, zurück, zurück", sagt er. Langsam bewegt sich der Tieflader nach hinten. Die Kraftfahrer sind angespannt. "Halt. Bremse. Die Räder gerade." Unzählige Male geht es vor und zurück. Doch richtig treffen kann der LKW-Fahrer die Rampe nicht. "Der LKW ist Automatik, da geht das nicht so gut", sagt Schwark schließlich. "Kupplung schleifen lassen ist nicht." So müssen die Techniker der Dresdner Verkehrsbetriebe ran. Die Rampe wird ein Stück verschoben, damit der Anschluss genau passt.
Mit einem Ruck setzt sich die Bahn in Bewegung. 7,7 Tonnen wiegt das Gefährt. Vorn zieht eine Winde das Seil. Hinten lockern die Techniker ebenfalls Ketten und Seile. Millimeter für Millimeter geht es vorwärts. "Nur nicht zu schnell", sagt Carsten Lauterbach. Schließlich hat die Bahn eine Bremstechnik, die gerade verhindern soll, dass der Wagen ohne Seil bergab ins Tal saust. Die gilt es jetzt zu umgehen und gleichzeitig zu schützen. Erst 10:30 ist es geschafft. Die erste Bahn steht auf dem Transporter. Doch gleich nach Dessau rollen kann er nicht. Die Kraftfahrer müssen die Lenkzeiten beachten und erst einmal ausruhen. Am frühen Montagmorgen ist die Abfahrt geplant. Dafür haben die DVB Straßensperrungen rund um den Körnerplatz beantragt.
Carsten Lauterbachs Arbeitstag endet gegen 12 Uhr. Er ist zufrieden. "Alles hat super geklappt", sagt er. "Eine tolle Übung für den Dienstag." Dann wird der zweite Wagen abgeholt. Der Kraftakt mit Millimeterarbeit beginnt von vorn. In Dessau wird die alte Technik neu lackiert. Insgesamt investieren die DVB 350.000 Euro. Zu Ostern sollen die Bahnen wieder fahren.
Quelle: Sächsische Zeitung vom 13. Januar 2014
Gut zu sehen ist hier das Rad mit den zwei Spurkränzen für die "Ausweiche"!
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